Wie an die Klimakatastrophe anpassen?
Wie können sich die GLS Bank und ihre Kreditnehmer*innen an die Folgen des Klimakatastrophe anpassen? Antworten darauf gibt ein Förderprojekt des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV), an dem die GLS Bank, unterstützt vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), teilnimmt. Im Fokus: die Entwicklung von Klimaanpassungskonzepten für die GLS Bank selbst, vor allem aber auch für ihre Geschäftskund*innen. Für das Kerngeschäft der GLS Bank soll das Anpassungskonzept in den drei Kreditbranchen Bauen & Wohnen, Erneuerbare Energien und Ernährung entwickelt werden.
Klimaanpassungskonzepte
Die Klimakatastrophe schreitet fort. Das Ziel, unter einer Erderwärmung von 1,5°C-Ziel zu bleiben, gilt als schwierig zu erreichen. Umso wichtiger ist es, unser Wirtschaften und unser Leben an die veränderten und sich verändernden Bedingungen anzupassen. Dabei spielt der Finanzsektor eine zentrale Rolle. Einerseits bei der Finanzierung der notwendigen nachhaltigen Transformation. Andererseits auch im eigenen Interesse, um sogenannte Nachhaltigkeitsrisiken im Bankgeschäft zu verringern.
Projektdaten
- Projekttitel: Entwicklung eines Klimaanpassungskonzepts für die GLS Bank
- Laufzeit: 16 Monate, 1. Januar 2022 bis 30. April 2023
- Beteiligte Partner: GLS Gemeinschaftsbank eG, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH, Liminalytics GmbH (Unterauftragnehmer)
- Förderkennzeichen: 67DAS226A
- Förderprogramm: „Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
- Förderschwerpunkt: Anpassungskonzepte für Unternehmen
Klimarisiken für Finanzinstitute und Kreditbereiche
Viele Risiken sind mit der Klimakatastrophe verbunden. Zum einen werden Extremwetterereignisse wie Dürren und Hochwasser (akute Klimarisiken) häufiger und intensiver, zum anderen verändern sich klimatische und ökologische Bedingungen wie Temperatur und Vegetationsperioden langfristig (chronische Klimarisiken). Das wirkt sich finanziell negativ für Finanzinstitute aus. Von besonderer Relevanz für die GLS Bank sind :
- Klimabezogene Kreditrisiken
Diese führen dazu, dass Kreditnehmer*innen unfähig sind, ihren Kredit zurückzuzahlen oder dass Hypotheken und Sicherheiten an Wert verlieren. Im Projekt Klimaanpassungskonzepte werden die Kreditbereiche Bauen & Wohnen, Ernährung untersucht. - Operationelle Risiken
Diese beeinflussen die eigene Geschäftstätigkeit negativ. Beispiele sind hier zerstörte Infrastruktur, unter Hitze leidende Mitarbeiter*innen oder Engpässe in Lieferketten.
Für ein ganzheitlicheres Risikomanagement müssen wir physische Klimarisiken erfassen und bewerten. Daraus können wir Anpassungsmaßnahmen für den eigenen Geschäftsbereich entwickeln und umsetzen. Auch Kreditnehmer*innen werden für Klimarisiken sensibilisiert und bei Anpassungsmaßnahmen unterstützt. Mehr Klimakompetenz bei Finanzdienstleister*innen kann zum Risikomanagement der Realwirtschaft und zur Umsetzung von öffentlichen und privaten Anpassungsstrategien beitragen.
Anpassungsmaßnahmen in der Landwirtschaft
Landwirt*innen könnten ihre Ernte – und damit oft die Grundlage ihres Geschäftsmodells – bspw. vor Starkregen schützen, indem sie Zwischenfrüchte und Untersaaten anbauen und auf Direktsaatverfahren setzen. Hilfreich ist auch Agroforstwirtschaft, bei der Bäume und Sträucher mit Ackerkulturen oder Tierhaltung kombiniert werden. Zudem können Landwirt*innen die Risiken von längeren Dürreperioden über Investitionen in effiziente Bewässerungssysteme wie z.B. Tröpfchenbewässerung reduzieren. In der Stallhaltung können Investitionen in Dachbegrünung oder Dämmung sowie der Einsatz von Sprinklern und Ventilatoren den Hitzestress für Tiere deutlich senken. Bei der Weidehaltung helfen mobile beschattete Ruheplätze und Wasserstellen, was dem individuellen Tierwohl wie der betrieblichen Viehzucht insgesamt zugutekäme.
Anpassungsmaßnahmen im Bereich Immobilien
Immobilienbesitzer*innen könnten die Widerstandsfähigkeit ihrer Gebäude bspw. gegenüber Starkregen durch Investitionen in Rückstauklappen und wasserdichte Fenster erhöhen. Zudem sollten Grundstücksflächen möglichst wenig versiegelt sein, damit Regenwasser versickern kann. Sonnenschutzfenster und eine helle oder begrünte Fassade sowie Gründächer helfen darüber hinaus, die Auswirkungen von Hitzetagen auf die Bewohner*innen zu reduzieren.
Erste Ergebnisse
Besonders wichtig beim Wohnen sind wasserbezogene Klimarisiken. Häufigere und intensivere Starkregen im Sommer, verbunden mit einer höheren Gefahr für Flusshochwasser, führt zu Sachschäden und bedroht die Stabilität von Gebäuden abhängig von der räumlichen Lage (Nähe zum Fluss, Lage in Senken) und der Sensitivität (bspw. Gebäudematerial, Bauweise).
Hagel und Sturm können die Stabilität von Gebäuden (besonders im Dachbereich) bedrohen und zu erheblichen Schäden führen.
Hitze und daraus resultierende hohe Innenraumtemperaturen beeinträchtigen die Innenraumhygiene und Luftqualität und führen zu gesundheitlichen Belastungen. Das Hitzerisiko ist in verdichteten Stadtgebieten erhöht.
Langfristige Klimaveränderungen wirken sich vielfältig auf die Landwirtschaft aus: u.a. auf die Höhe und Qualität der Erträge, die Eignung bestimmter Pflanzen- und Tierarten, die Bodenqualität, den Wasserhaushalt und auf das Vorkommen von Schädlingen.
Zudem können durch Extremwetterereignisse wie Starkniederschläge, Stürme oder Dürren erhebliche Schäden an landwirtschaftlichen Flächen und Betrieben entstehen. Zunehmende Extremwetterereignisse können außerdem zu Mindererträgen oder Ernteausfällen führen.
Laut einer Umfrage unter Landwirt*innen 2020 erwarten 75 %, dass diese witterungsbedingten Ernteausfälle weiter zunehmen werden. Besonders hohe Risiken werden in den Bereichen Hitzestress bei Nutztieren, abiotischer Stress bei Pflanzen (suboptimale Wachstumsbedingungen) und Ertragsausfällen allgemein gesehen.
Der Naturkosthandel ist von den Klimarisiken der ökologischen Landwirtschaft über die Lieferkette betroffen und muss mit Auswirkungen auf die Wirtschaftsimmobilien (z. B. Verkauf, Lager) rechnen.
Für Erneuerbare Energien werden nur geringe Einschränkungen der Produktivität erwartet, z.B. durch reduzierte Leistung von PV-Anlagen bei zu großer Hitze oder durch abgelagerte Staubpartikel (Starkwind), Abschaltung von Windkraftanlagen bei Sturm, Ertragsminderung bei Wasserkraftwerken oder Schäden an PV- und Windkraftanlagen sowie an Netzinfrastrukturen durch Starkniederschläge, Hitze oder Sturm.
Eine Energiediversifikation mit erneuerbaren Energien kann mit dem Klimawandel zusammenhängende Vulnerabilitäten (Risiken) grundsätzlich verringern. Die genannten Klimarisiken müssen trotzdem berücksichtigt werden, um eine klimaresiliente Energieversorgung zu erreichen.
Ergänzend wird eine Bewertung der Klimafolgen für die GLS Bank selber durchgeführt. Die Filialstandorte sind, wie jedes andere Gebäude auch (s.o. bei Immobilien), von Klimarisiken betroffen. Für die einzelnen Filialen, den Hauptstandort und Standorte der Tochterunternehmen wird im Rahmen des Projekts eine Risikobewertung durchgeführt.)