Hier spart die Sonne den Tierarzt

Man könnte meinen, Rebekka und Christian May hätten eine Ferienanlage für Schweine geschaffen. In die schöne Hügelkulisse der Ausläufer der bayrischen Rhön haben sie einen zukunftsweisenden Stall eingepasst. Gebaut wurde mit 155 m3 Holz, glatt gehobelt und unbehandelt, verarbeitet wie für ein Wohnhaus.

Biobauer Christian May ist sicher: „Schweine lieben Holz.“. In vierter Generation bewirtschaftet er den Hof, den seine Eltern bereits 1989 auf ökologischen Landbau umstellten. Er beschränkt sich auf 40 Muttersauen und 350 Mastschweine. Eine „handliche Größe“ sei das. May stellt sich damit auch gegen die Konzentration in der Landwirtschaft, die immer größere Ställe hervorbringt. 

Ausgezeichneter Schweinestall

Der Stallneubau wurde mit dem Deutschen Landbaukultur-Preis ausgezeichnet, dem bedeutendsten Preis für innovatives und nachhaltiges Bauen im ländlichen Raum. Die Jury überzeugte die Nutzung nachwachsender Rohstoffe (ungedämmte Holzrahmenbauweise) und die vorbildliche landschaftliche Einbindung mit Hecken und begrüntem Dach. Die Ställe sind ganz aus den Funktionsabläufen entwickelt und dem Tierwohl verpflichtet. Sowohl der Stall für tragende Muttertiere als auch jener für die Sauen mit Ferkeln ist nach Süden ausgerichtet, sodass Sonne und Wärme dorthin gelangt. „Wo die Sonne hinkommt, braucht es keinen Arzt“, zitiert May. Ein chinesisches Sprichwort, das ihm sein Vater beibrachte. Da Schweine auf Hitze empfindlich reagieren, besitzt die Rückseite des Stalls ein Fundament aus Sichtbeton, das souterrainartig ins Gelände gesetzt wurde. Dieser Boden liefert selbstständig und kostenlos die wichtige Kühlung. Das ist selbst in heißen Sommern ausreichend.

 

Begrünte Dächer unterstützen das ausgeglichene Raumklima: sie kühlen im Sommer und halten im Winter die Wärme. Ganz abgesehen von ihrer Wasserrückhaltefähigkeit, die bei Starkregen die Entwässerung entlastet. Die windexponierten Westseiten sind mit einem Rollo und Windschutznetzen ausgestattet. Energieeffiziente Infrarot-Strahlungsplatten, die zum Großteil von der hofeigenen Photovoltaikanlage gespeist werden, wärmen die kälteempfindlichen Ferkel. Die Fassade ist mit Lärchenholz verkleidet, Stützen, Träger, Decken und Wände bestehen aus Fichtenleimhölzern.

Im Gegensatz zu den hohen Investitionskosten sind die laufenden Betriebskosten niedrig.  Lüftung und Klimaanlage, zwei wesentlichen Kostenfaktoren in der konventionellen Zucht, entfallen. Auch der gute Gesundheitszustand der Tiere senkt die Kosten. Um die Wohnqualität der Dorfgemeinschaft im Ortskern zu erhalten, befinden sich die Ferkelaufzucht und Mast außerhalb des Hofes. Die beiden neuen Ställe für Muttersauen sind weiterhin auf der Hofstelle am Rande des Dorfs. 

Passt zur GLS Bank

Für die GLS Bank war schnell klar, dass sie die Finanzierung übernimmt. „Wir wissen aus jahrzehntelanger Erfahrung im ökologischen Landbau, dass die Investitionskosten pro Stallplatz bei artgerechter Tierhaltung wesentlich höher liegen. In diesem Fall liegt der Standard noch über dem üblichen Bio-Standard“, sagt Kundenbetreuer Jens Kaufmann. „Dass Stallneubauten einen Architekturpreis gewinnen, hat Seltenheitswert. Familie May hat außerordentlich durchdachte Stallgebäude geplant und umgesetzt. Das zeigt sich in allen Details. Die Gründächer enthalten z.B. eine barrierefreie Dachterrasse, um Besucherinnen und Besuchern die Anlage zu zeigen. Das unterstützt wiederum die Direktvermarktung des hochwertigen Fleischs. Für unsere Finanzierungsentscheidung betrachten wir die finanzielle Situation des Gesamtbetriebes, nicht isoliert den Stallbau.“ 

Neben dem Schweinefleisch vermarktet Familie May Eier aus Mobilställen sowie eigene Getreideprodukte im Hofladen, per Online Shop sowie in Naturkostläden. „Unser Hof ist der schönste Arbeitsplatz der Welt“, freut sich Christian May.

Zur Website

 

Fotos: Abferkelstall – ADphotography; Rebekka und Christian May – Büro Schramm

 

Auf den Punkt gebracht

  • Öffentlichkeitsarbeit als „Erfolgsfaktor“ auch in der ökologischen Landwirtschaft
  • Artgerechte Tierhaltung als Leitgedanke für Stallkonzept
  • Hohe Investitionskosten werden ausgeglichen durch geringe laufende Kosten