#GemeinsamWirken

Um Sozialunternehmen bei der Politik Gehör zu verschaffen, gibt GLS Kunde SEND e.V. über 800 Mitgliedern eine Stimme. Im Interview spricht Geschäftsführerin Daniela Deuber über Arbeit und erste Erfolge des Netzwerks.

Was genau sind Social Entrepreneurs, Social Enterprises und Sozialunternehmen, die im SEND e.V. Mitglied werden dürfen?  

Oberstes Ziel von Sozialunternehmen ist es, ein gesellschaftliches Problem zu lösen. Das tun sie mit mit klassischen unternehmerischen sowie innovativen Mitteln. Etwaige Gewinne müssen dabei größtenteils reinvestiert beziehungsweise dem Zweck zugeführt werden, es geht hier also nicht um eine Gewinnmaximierung. Außerdem streben die Unternehmen an, partizipativ und inklusiv organisiert zu sein. Ihre Rechtsform, ob Verein, gGmbH oder Genossenschaft, ist dabei zweitrangig. 

Sie haben das Motto #GemeinsamWirken. Was bewirkt SEND e.V.?  

Wir vernetzen Sozialunternehmen untereinander und bringen sie innerhalb verschiedener Aktivitäten mit unterschiedlichsten Stakeholdern in den Austausch. Mit Buy Social Deutschland beispielsweise kooperieren Sozialunternehmen und klassische Unternehmen, um deren Lieferketten nachhaltiger aufzustellen. In regionalen Projekten wie Social Economy Berlin erreichen wir durch unsere Arbeit einen Austausch zwischen Politik, Verwaltung, klassischer Wirtschaft und unseren Mitgliedern. Das sind zwei Beispiele dafür, wie wir #GemeinsamWirken. 

Daniela Deuber
Daniela Deuber, Geschäftsführerin von SEND e.V.

Die Bundesregierung hat im Herbst 2023 die „Nationale Strategie für Soziale Innovationen und Gemeinwohlorientierte Unternehmen“ veröffentlicht. Sehen Sie darin einen Fortschritt für die Stärkung des Sozialen in Wirtschaft und Gesellschaft?

Auf jeden Fall. SEND hat durch seine Arbeit während der letzten Bundestagswahl und die Verankerung vieler unserer Forderungen im Koalitionsvertrag zur Entstehung der Nationalen Strategie beigetragen. Darin werden soziale Innovationen endlich als gleich bedeutsam für die Gesellschaft angesehen wie technische Innovationen. Außerdem soll die Finanzierung für gemeinwohlorientierte Unternehmen verbessert und die öffentliche Vergabe von Zuwendungen sozialökologisch ausgerichtet werden. 

Die Strategie ist das eine, aber wie sieht es mit der Umsetzung aus? 

Bundeswirtschaftsministerium und Bundesbildungsministerium arbeiten mit großem Nachdruck an der Umsetzung und wir hoffen, dass vieles noch in dieser Legislaturperiode umgesetzt werden kann. In Zeiten multipler Krisen muss mehr Förderung und Finanzierung für Sozialunternehmen bereitgestellt werden, da sie an Lösungen für sozial-ökologische Herausforderungen arbeiten. 

Was sollte aus Ihrer Sicht noch dringend umgesetzt werden, um den sozialen Wandel voranzubringen? 

Wirkungsmessung sollte unserer Meinung nach als Standard etabliert werden. Nur wenn wir von der Wirkung ausgehen, wird es von vornherein effektiver gemacht und die wirkungsvollsten Organisationen werden gefördert.

Können Sie hierfür ein Beispiel nennen? 

Das gemeinnützige Unternehmen Krisenchat hat seit seiner Gründung 2020 circa 80.000 Beratungen durchgeführt. Die positive Wirkung, also der gesellschaftliche Nutzen, ist unbestritten. Viele psychisch erkrankte junge Menschen konnten aufgefangen werden. Leider wird dem kein monetärer Wert beigemessen, und das Unternehmen kann sich nur mit Spenden finanzieren, weil seine Dienstleistung für die Hilfesuchenden kostenlos ist. Wenn man aber von der Wirkung ausginge, müsste ein solches Sozialunternehmen staatlich gefördert werden, weil es wichtige Präventionsleistungen erbringt. 

Was sind denn aktuell die größten Herausforderungen für Sozialunternehmer*innen? 

Alle zwei Jahre befragen wir Sozialunternehmen nach dem Status ihrer Organisation. Auch die diesjährige Studie, der Deutsche Social Entrepreneurship Monitor 2024, zeigt, dass Finanzierung, trotz mancher Fortschritte, die größte Hürde darstellt. 

Was sind mögliche Lösungen? 

Bei konventionellen Banken stoßen Sozialunternehmen oft auf Unverständnis, zumal wenn deren Renditeerwartungen nicht erfüllt werden können. Normale Darlehensfinanzierung funktioniert eigentlich nur für Sozialunternehmen, die konventionellere Geschäftsmodelle nutzen und über Sicherheiten verfügen. Alsoeher die Minderheit. Förderbanken oder sozial-ökologische Banken wie die GLS Bank verstehen uns schon besser. Grundsätzlich gilt, je flexibler die Bank, desto besser. Es ist wichtig, über den Tellerrand zu schauen und anzuerkennen, dass Unternehmen die die Wirkung priorisieren, auch andere Finanzierungsbedingungen mitbringen. Häufig besteht die Lösung in einem Finanzierungs-Mix aus privaten und öffentlichen Geldern. Spezialkredite in Kombination mit Crowdfunding zum Beispiel. Auch können Banken spezialisierte Fonds aufsetzen, die in Sozialunternehmen investieren. Um in diesem Bereich Fortschritte zu machen, organisiert SEND im Rahmen der Taskforce Finanzierung Sozialer Innovationen, Runden mit Expert*innen, um konkrete innovative Finanzierungsmöglichkeiten zu entwickeln, die auf die Zielgruppe passen. 

Kann eine soziale Wende denn überhaupt ohne Finanzwende funktionieren? 

Sozialunternehmen sind Treiber der sozial-ökologischen Transformation, aber es bedarf dafür auch einer Finanzwende.  

Das Interview führte unsere freie Autorin Susanne Salzgeber. 

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SEND e.V.

SEND hat sich 2017 als gemeinnütziger Verein gegründet. Das Netzwerk ist angetreten, um Sozialunternehmen zu vernetzen, zu stärken und ihnen eine gemeinsame (politische) Stimme zu geben. Aktuell gehören circa 800 Mitglieder dazu, die in 14 Regionalgruppen sowie in Fachgruppen zusammenkommen. Ein Meilenstein der Arbeit von SEND ist die „Nationale Strategie für Soziale Innovationen und Gemeinwohlorientierte Unternehmen“. SEND e.V. ist Kunde der GLS Bank.

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