lemonaid
Trinken hilft
Paul Bethke hatte Fragen. Warum fließen viele Hilfsgelder in weiße Jeeps und schicke Konferenzen, rätselte er, als er in den Nullerjahren für die GIZ in Sri Lanka arbeitete. Warum erreicht das Geld die Bedürftigen nicht direkt? Und warum gibt es in Deutschland keine gute Limo? Bald verband er diese Fragen miteinander.
Bethke steht einer Unternehmung vor, die 2016 den Deutschen Gründerpreis in der Kategorie „Aufsteiger“ gewann — und dies mit dem Verkauf von Limo und Eistee. Umsatz 2015: acht Millionen Euro. 55 Mitarbeiter. Überrascht zeigt er sich nicht. „Ich dachte immer, dass das Projekt abgehen wird“, sagt er. „Es spricht wenig dagegen: ein hochwertiges Produkt,
das hilft und gut schmeckt.“
Eines Nachts tüftelte Bethke in Hamburg nach seiner Rückkehr aus Sri Lanka an einer Idee. Mit tollen Getränken, wie er sie im Inselstaat kennengelernt hatte, wollte er Geld verdienen, um zu helfen, „ohne in klassische Hilfsorganisationen zu rutschen“. Am Morgen standen zwei Namen auf dem Papier: LemonAid und ChariTea.
Mit Freunden presste er in der Küche im Karoviertel Limetten aus, zerstampfte Rohrzucker und rührte Wasser zu — noch mehr Freunde wurden zum Probieren eingeladen, bis es schmeckte. Zuerst verkaufte man auf Straßenfesten, dann befuhr man einzelne Läden. 2008 hängten Bethke und seine Freunde ihre Jobs an den Nagel, und seitdem arbeiten sie nur noch für ihre LemonAid Beverages GmbH.
Das Rezept: Biologisch angebaute Produkte von Kleinbauernkooperativen kaufen sie zu fairen Preisen. Und aus dem Erlös jeder verkauften Flasche fließen fünf Cent in einen Verein — der unterstützt Entwicklungsprojekte. Nun expandiert die Unternehmung, andere Absatzländer
werden in den Blick genommen und Vertriebsstrukturen aufgebaut, mitfinanziert von der GLS Bank. „Wir haben uns gegenseitig angenähert“, erinnert sich Marcus Pfingsten von der GLS Bank. „Wir vergeben nicht nur Kredite. Wir schauen auch, wie unsere Partner ihr Eigenkapital erhöhen können.“ Bethke jedenfalls empfindet seinen Job als „Lebenswerk“, er hat noch viele Pläne. „Die Verbindung von Konsumgütern und gemeinnützigen Projekten fasziniert mich einfach. Wir werden das ausweiten und nicht bei Limo und Eistee verharren.“
Foto: GLS Bank Archiv/Stephan Münnich