Topfarmers
Ernährungssouveränität schaffen
Anne-Kathrin Kuhlemann ging dorthin, wo andere weggezogen sind. Mit neuen Ideen für Ernährungssouveränität — und eigenem Kopf.
Berlin-Lichtenberg, Allee der Kosmonauten, Nummer 16. In zwei Gewächshäusern, wo zu Ostzeiten Gerbera für Westberliner produziert wurden, baut Anne-Kathrin Kuhlemann seit 2015 die Topfarmers GmbH auf. Dafür hat sie eine gut bezahlte Karriere als Beraterin aufgegeben.
Warum? Damit ihre Ideen nicht nur gehört, sondern auch umgesetzt werden. Sie will selbst entscheiden, wohin die Reise geht. Ihre persönliche und die unserer Lebensmittel. „Ich will Stoff- und Abfallströme in Wirtschaftsimpulse umwandeln“, sagt sie.
2011 begann Kuhlemann das Experiment mit einem Prototyp: Dabei diente das Wasser einer Fischhaltung als Dung für Nutzpflanzen. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie eine Kreislaufwirtschaft in Gang gesetzt, die ihresgleichen sucht. Seither entwickeln sie die Anlage laufend weiter. Auf die ökologische Effektivität ist Kuhlemann besonders stolz. 16.000 afrikanische Welse schwimmen hier, 30 Tonnen Obst und Gemüse sollen 2018 geerntet werden. Was sie serviert, kann sich sehen lassen und schmeckt: zum Beispiel fangfrischer Räucherfisch und knackiger Ceylonspinat mit Tomaten. „Urban Farming wird für Nahrungsmittelsicherheit und Ernährungssouveränität immer wichtiger werden“, ist sich Kuhlemann sicher.
Für die Selbstständige ist Geld kein Selbstzweck. Sie möchte sich gegen die Ausbeutung und Verschmutzung der Erde engagieren, auch mit Blick auf ihren elfjährigen Sohn. Was sie einnimmt, reinvestiert sie voll ins Unternehmen: „Wir wollen riesig werden“, sagt sie, „aber dezentral und in kleinen Einheiten!“
Stand: April 2018
Foto: Topfarmers