Handwerkerhof Ottensen

Mittelstand braucht Raum

Deutsche Städte werden monoton! Steigende Mietpreise verdrängen Familien, Künstler und mittelständische Unternehmen aus den Innenstädten. Stadtzentren werden zu einer Exklusivveranstaltung für große Ketten und Besserverdiener. Not macht erfinderisch! Kreativität und Mut sind gefragt, um sich aus dieser existenzbedrohenden Lage zu befreien. Der GLS-Kunde Handwerkerhof Ottensen bewies beides - mit Erfolg. Im Westen Hamburgs im Stadtteil Ottensen schlossen sich 18 mittelständische Handwerker und Gewerbebetreiber zu einer GmbH zusammen und verwirklichten ein bis dahin in Hamburg einzigartiges Konzept. Auf 1400 Quadratmetern, unterteilt in vier Etagen, arbeiten Tischler, Glaser, Instrumentenbauer, Polsterer sowie verschiedene Bau- und Gebäudespezialisten aber auch Architekten, Anwälte oder Coaches zusammen. „Die einzelnen Gewerbe hätten sich anders nicht in der Stadt halten können. Die Gewerbeflächen werden zu teuer“, kommentiert Hans von Bülow, Geschäftsführer des Handwerkerhofs. „Als Selbstständige in Hamburg kannten sich einige Mitglieder des Handwerkerhofs bereits zuvor. Unsere Entscheidung, gemeinsam ein Unternehmen zu gründen, wurde dadurch bestärkt, dass mitten in Ottensen in bester Lage ein Grundstück brach lag, das perfekt zu unserer Idee passte.“

Gemeinsam gegen steigende Mietpreise

Besonders am Handwerkerhof Ottensen ist die Organisation. Dieser ist eine GmbH mit zwei Gesellschaftern. 51 Prozent gehören dem Handwerkerhof Ottensen e.V., der alle Gewerbebetreibende in dem Gebäude verbindet. Der ehrenamtliche Verein ist verantwortlich für die Verwaltung und führt das Geschäft. 49 Prozent gehören dem deutschen Mietshäuser Syndikat. Das Mietshäuser Syndikat ist ein Unternehmerverbund, der mittlerweile über 100 Projekte zusammenschließt mit dem Ziel Wohn- und Arbeitsraum bezahlbar zu halten. 12.400 Euro Stammkapitel bringt der Unternehmensverbund in die Projekte mit ein. „Das Mietshäuser Syndikat ist mehr als nur ein Geldgeber. Es besitzt eine Wächterfunktion. Es stellt sicher, dass das Grundstück und das Gebäude nicht weiter veräußert werden. Dadurch wird verhindert, dass der Handwerkerhof spekulativen Interessen zum Opfer fällt. Außerdem verhindert der Unternehmerverbund, dass die Mieten ungerechtfertigt steigen“, erklärt Hans von Bülow. „Die GmbH Handwerkerhof Ottensen nahm für den Kauf des Grundstücks und den Bau des Gebäudes einen Kredit bei der GLS Bank auf. Durch die Mieten der einzelnen Betriebe im Handwerkerhof wird der Kredit getilgt. Außerdem wird eine Instanthaltungsgrundlage gebildet sowie ein Solidarbeitrag an das deutsche Mietshäuser Syndikat entrichtet“. Alle Hausprojekte des Verbunds zahlen in einen Solidaritätsfonds ein, um neuen Projekten die Chance auf den Erwerb einer eigenen Immobilie zu ermöglichen. Der Solidaritätsbeitrag beträgt anfangs 10 Cent pro Quadratmeter und steigt jährlich um 0,5 Prozent der Vorjahreskaltmiete. Eine Rendite erhalten die Gesellschafter der GmbH nicht.

Ein vielseitiges Angebot

Auf den ersten drei Geschossen finden die Kunden und Interessenten auf insgesamt 1000 Quadratmeter handwerkliche Betriebe, auf der vierten Etage sind Einzel- und Gemeinschaftsbüros untergebracht. Dank einer äußerst guten Schalldämmung ist ein gemeinschaftliches Arbeiten möglich. Die Gemeinschaft des Handwerkerhofes Ottensen ist keine Zweckgemeinschaft. In der zweiten Etage befinden sich Gemeinschaftsräume und eine Küche, die gerne zusammen genutzt werden. „Die Atmosphäre zwischen uns Mitgliedern ist sehr gut. Wir sind eine bunte Gruppe mit vielseitigen Talenten und Ansichten. Es gibt zahlreiche spannende Diskussionen und wir lernen viel voneinander“, beschreibt von Bülow, der seit 2014 eine Bausanierungsfirma leitet. Einen Hausmeisterservice gibt es nicht. Die Mitglieder des Handwerkerhofes übernehmen die Arbeiten selbst. Das Schaufenster des Handwerkerhofs wird gemeinschaftlich genutzt. Abwechselnd können die einzelnen Unternehmen ihre Arbeit und Produkte darstellen.

Das Wir entscheidet!

Entscheidungen, die den Handwerkerhof betreffen z. B. wer als neuer Mieter aufgenommen wird, treffen die Mitglieder gemeinsam und autonom. Dasselbe gilt für die Entscheidungen innerhalb des Mietshäuser Syndikats. Die bereits bestehenden Projekte entscheiden, welche neuen Wohn- und Baugruppen in den Unternehmerverbund aufgenommen werden. „Der Gemeinschaftsgedanke war von Anfang ein entscheidender Faktor“, erklärt die Architektin des Handwerkerhofs Ottensen, Iris Bulla. „Alle Vereinsmitglieder wurden schon in der Planungsphase eingebunden und ihre Interessen berücksichtigt. "Die Entscheidung das Gebäude mit dem nachwachsenden Baumaterial Holz zu verkleiden sei aus ökologischen Gründen gefallen, so Iris Bulla. Bei dem Tragwerk des Gebäudes haben sich die Vereinsmitglieder aus Kostengründen für ein Stahl-Beton Skelett entschieden.

Der passende Partner

Für die Finanzierung des Projekts hat sich der Handwerkerhof Ottensen für die GLS Bank entschieden. Der Hauptgrund hierfür sei die eigene Ausrichtung gewesen, die mit den Werten der GLS Bank in vielen Punkten übereinstimme, so Hans von Bülow. „Meine Erwartung an die GLS Bank ist, dass sie auch in Zukunft durch besonderen Angebote wie beispielsweise der Leih- und Schenkgemeinschaft, Projekte mit sozialem Charakter ermöglich“, kommentiert Hans von Bülow.

Fotos: Michael Wortmann

Website des Handwerkerhofs

Stand: Mai 2016

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