Büro- und Produktionsgebäude von sonett

Sonett

"Billig können wir uns nicht mehr leisten." Zu Gast beim Öko-Pionier Sonett.

Die Straße vom Bodensee ins Deggenhauser Tal führt durch sanfte Hügel und grüne Wiesen. Die Region ist bei Urlaubern beliebt. Viel Obst wird hier angebaut — Hochstamm wie kaum noch in Deutschland, zu mühsam ist die Ernte. Am Ortsrand von Deggenhausen tauchen etwas abseits der Straße große holzvertäfelte Gebäude auf. „Das Herstellen von Wasch- und Reinigungsmitteln braucht viel Platz und Raum“, sagt Gerhard Heid bei der Begrüßung. Der 68-Jährige mit den wachen Augen ist Geschäftsführer von Sonett. „Gut, dass wir hier seit Jahren wachsen können“, fährt er fort. „Als ich 1992 die Firma gemeinsam mit Beate Oberdorfer übernommen habe, waren wir nur dort drüben in der alten Ziegelei untergebracht. Das völlig heruntergekommene Gebäude gehörte damals zur heilpädagogischen Camphill
Gemeinschaft Lehenhof, die seit den 60er-Jahren auf dem Gelände zu Hause ist. Wir haben es renoviert und heute ist es ein Schmuckstück für die Umgebung.“

Rund 12.000 Quadratmeter misst das Gelände von Sonett. Es gibt Hallen zur Abfüllung, für Verpackungen und die fertigen Produkte. Dazwischen ragen riesige silberne Tanks hervor. 50.000 Liter fasst der größte für die Rohstoffe. Die Wege sind gekennzeichnet: Orange für die Warenabholung, blau für den Wareneingang — damit die Lkw-Fahrer sich besser orientieren können. In der großen Produktionshalle steigt angenehmer Duft in die Nase. Sonett arbeitet ausschließlich mit rein ätherischen Ölen — Lavendel, Minze, Orange sind dabei. In drei
riesigen Kesseln werden die unterschiedlichen Rohstoffe zu Waschmittel, Handseife, Geschirr- und Haushaltsreiniger verarbeitet. Etwas fremd anmutende eiförmige Glasbehälter
sind an einer Stange angeordnet. „Hier sind wir quasi im Herzstück von Sonett“, sagt Beate Oberdorfer, die zweite Geschäftsführerin. „Wir verstehen Wasser als Träger alles
Lebendigen, wollen es achten und wiederbeleben. In diesen eiförmigen Glaswirblern energetisieren wir das gesamte Produktionswasser. So werten wir die tägliche Menge von
10.000 Litern Produktionswasser zu Quellwasserqualität auf und unterstützen eine rasche Rückführung in den Kreislauf der Natur.“

Die Achtung vor dem Wasser war schon 1977 der Gründungsimpuls von Sonett. Der Naturwissenschaftler Johannes Schnorr hatte damals am Institut für Strömungswissenschaften herausgefunden, dass das deutsche Trinkwasser stark mit Waschmittelresten verunreinigt war. So wurde das erste Sonett-Waschmittel entwickelt, ohne Enzyme, ohne Rohstoffe aus der Erdölchemie, ohne synthetische Duftstoffe, dafür mit Pflanzenölseifen und rein ätherischen Ölen. „Wir verstehen Nachhaltigkeit als lebenfördernden Prozess, bei dem wir nicht nur etwas weniger giftige Stoffe einsetzen, sondern der Natur auch etwas zurückgeben wollen. Das geschieht bei der Aufwertung des Wassers und geht weit über ein übliches Verständnis von Nachhaltigkeit hinaus“, betont Gerhard Heid. Insgesamt hat sich Sonett strenge Nachhaltigkeitskriterien gegeben. Das neue Lagergebäude beispielsweise, das die GLS Bank mit finanziert hat, ist nach neusten bauökologischen Kriterien entstanden. Im Labor steht Petra Penert mit Reagenzglas und Schutzbrille. „Ich bin bei Sonett für die Qualitätssicherung zuständig. Alle neuen Rohstoffe prüft meine Abteilung auf Bioqualität, auf Nachhaltigkeit und auch hinsichtlich ihres Herstellungsprozesses — nur so können alle Rohstoffe dem hohen Standard unserer Ökozertifizierung entsprechen.“

Die hohen Wachstumszahlen von Sonett zeigen, dass die Produkte bei den Menschen Anklang finden. Dass Sonett und andere Ökowaschmittel etwas teurer sind, schreckt offensichtlich nicht ab. „Erstens braucht man weniger Pulver. Zweitens ist heute vielen Verbrauchern bewusst,
dass solche Produkte viel weniger die Umwelt belasten. Die Preise von herkömmlichen Wasch- und Reinigungsmitteln spiegeln ja in keiner Weise die Kosten für Verschmutzung von Wasser und Umwelt — würde man diese Faktoren einpreisen, wäre das Waschpulver beim Discounter
auch viel teurer“, betont Beate Oberdorfer.

Auch im Export wächst das Unternehmen stark und liefert die ökologischen Reinigungsprodukte mittlerweile in 43 Länder, versehen mit Etiketten in 17 Sprachen in Handarbeit durch Mitarbeiter*innen des Lehenhofs. „Für unsere Belegschaft hat die hohe Nachfrage auch eine Kehrseite. In diesem Jahr mussten wir zeitweise in drei Schichten arbeiten, um überhaupt hinterher zu kommen“, berichtet Gerhard Heid. „Das ist uns langfristig nicht recht, denn natürlich liegt uns nicht nur die Natur, sondern auch das Wohl unserer
Mitarbeiter am Herzen. Dazu gehört auch ein geregelter Tag- und Nachtrhythmus.“ Beim Abschied auf dem Hof verrät Heid noch eine Neuigkeit: „Wir werden demnächst
auch eine nachhaltige Kosmetiklinie auf den Markt bringen. Wir haben dafür eine einzigartige Form gefunden, Misteln zu verarbeiten.“ Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Text: Katrin Schaefer

Fotos: Archiv Sonett

Webseite des Unternehmens

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