Geburtshaus Charlottenburg
Ein guter Start ins Leben
Ein Interview mit Christine Bruhn, Geschäftsführerin des GLS Kreditprojektes Geburtshaus Charlottenburg.
Was ist das Besondere am Geburtshaus Charlottenburg?
Christine Bruhn: Wir sind das älteste und größte Geburtshaus in Deutschland. Wir arbeiten seit 25 Jahren und in dieser Zeit sind fast 6.000 Kinder sicher zur Welt gekommen. Das ist schon etwas Besonderes, wenn man bedenkt, dass in Deutschland ja die allermeisten Kinder im Krankenhaus auf die Welt kommen.
Aber es gibt noch mehr: Dieses Geburtshaus war der Beginn der außerklinischen Geburtshilfe in Deutschland. Nachdem in den 50er Jahren Hausgeburten ganz normal waren, folgte eine längere Phase, in der Geburten immer mehr unter Einsatz von Technik und Medizin stattfanden. Die Gründung des Geburtshauses war der Wendepunkt. Unter Begleitung von Hebammen, ohne Ärzte, wurden Geburten wieder als natürliche Vorgänge behandelt und die Frauen in ihrer Kompetenz zu gebären bestärkt. Auf diese Weise förderten wir die selbstbestimmte Geburt!
Wie kam es zur Gründung?
Christine Bruhn: Damals, 1982, war die Zeit einfach „überreif“. Den Stein ins Rollen brachte eine Gruppe von Hebammen, Soziologinnen, politisch aktiven Frauen und betroffenen Müttern, von denen einige furchtbare Erfahrungen mit technisierten Geburtsabläufen machen mussten. 1987 war dann ein geeignetes Gebäude gefunden, in dem Geburtshilfe umgesetzt werden konnte.
Wie kamen Sie zur GLS Bank?
Christine Bruhn: Wir hatten ein passendes Gebäude auf dem Gelände des DRK-Westend gefunden, wo wir sowohl wachsen und auch Kliniknähe gewährleisten konnten. Das war für uns eine strategische Entscheidung die den Einsatz von Fremdkapital notwendig machte. Die GLS Bank war die einzige Bank, die bereit war, dieses Projekt zu finanzieren ohne gewaltige Hürden aufzubauen.
Welche Vorhaben haben Sie mit der GLS Bank umgesetzt?
Christine Bruhn: Den Umzug und die Renovierung des neuen Geburtshauses mit vier Geburtsräumen, zwei Gebärbadewannen, zwei Kursräumen und mehreren Besprechungsräumen für Beratung und Vorsorge der Frauen und Paare. Wir haben jeden Tag ein volles Haus, Kurse für Geburtsvorbereitung, Rückbildung, Beratungen, Vorsorgen, und natürlich Geburten!
Welche Pläne haben Sie?
Christine Bruhn: Anlässlich unseres 25-jährigen Jubiläums im vergangenen Jahr haben wir viel Öffentlichkeitsarbeit betrieben, denn leider ist es so, dass die außerklinische Geburtshilfe ein Schattendasein führt. Ein Ziel ist sicher, den Anteil der außerklinischen Geburtshilfe in Deutschland zu erhöhen. Das ist natürlich ein politisches und verbandspolitisches Thema. Wir haben einen starken Verband, den Deutschen Hebammenverband, der sich um diese Themen kümmert. Aber als größtes Geburtshaus ist es natürlich auch sinnvoll, sich zu engagieren.
Insgesamt wollen wir unsere Kooperationen und Vernetzungen ausbauen. Zum Beispiel kooperieren wir mit einer Berliner Hochschule im Rahmen gemeinsamer international orientierter Angebote. Wir sind auch Mitglied der WHO-Initiative „babyfreundlich“ – da geht es um den Wert einer guten Stillbeziehung – für ein Geburtshaus eigentlich eine Selbstverständlichkeit.
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