GLS Jubiläumsfestival: So war es
Rund 14.000 Menschen feierten am 1. und 2. Juni 2024 den 50. Geburtstag der GLS Bank. In der Jahrhunderthalle Bochum stand alles unter dem Motto „50 Jahre Zukunft“. Bei Podien, Konzerten, Workshops und einer Messe erlebten die Besucher*innen Nachhaltigkeit in jeder Facette. Ein Überblick.
„Wir fangen erst mal an: Das ist der Geist der GLS Bank, der uns auszeichnet. Herzlichen Glückwunsch – 50 Jahre Zukunft!“, sagte Aysel Osmanoglu, Vorstandssprecherin der GLS Bank. Sie freute sich, beim Festakt am Samstagvormittag viele Weggefährt*innen der Bank begrüßen zu können. Unter den fast tausend Menschen war auch Albert Fink, 90 Jahre alt. Er ist der einzige noch lebende Gründer, der im März 1974 die Anfänge der GLS Bank mitprägte.
GLS Bank hat Haltung statt Zeitgeist
„Und was, wenn wir es einfach machen, auch wenn es unmöglich scheint?“ Mit dieser Frage umriss NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur bei ihrer Geburtstagsansprache die Einstellung der sozial-ökologischen Bank. Sie verwies auf den besonderen Mut, den die Menschen der GLS immer wieder aufbringen mussten angesichts vieler Widerstände und Hindernisse. „Eine Bank, die Sinn sucht, in dem was sie tut: Ich bin froh, dass die GLS Bank als Pionierin hier im Herzen NRWs zuhause ist.“
Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch erinnerte daran, wie früher auf die Themen ökologische Landwirtschaft und Energie abseits von Kohle geschaut wurde. Und stellte fest: Heute sind Bio und Erneuerbare Energien normal. „Das Gute an der GLS Bank ist, dass sie nicht versucht, nur den Zeitgeist zu treffen. Sie hat Haltung“, fasste er zusammen.
Konkrete Forderungen an die Politik: Klimageld für soziale Akzeptanz
Silke Stremlau, Vorsitzende des Sustainable Finance Beirats der Bundesregierung, war begeistert, „wie viele Mitglieder aus allen Ecken der Republik gekommen sind, weil ihre Bank diese Welt verändert“. Der zugeschaltete Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, richtete eine konkrete Forderung an die Politik: Sie soll das Klimageld auszahlen. Das würde die Akzeptanz für Klimamaßnahmen erhöhen, so Fratzscher.
Nachhaltigkeitsmesse in Bochum: 150 Zukunftsmacher*innen
Nach dem Festakt öffneten sich die Vorhänge des Saals und die Gäste erblickten eine der größten Nachhaltigkeitsmessen. Mehr als 150 Unternehmen, Vereine und Initiativen waren aus ganz Deutschland angereist. Alle sind Kund*innen der GLS Bank und wollten ihre Lösungen und Antworten für eine gelingende Zukunft in Bochum präsentieren. Die Aufsichtsratsvorsitzende Irene Reifenhäuser-Karnath sagte: „Wir sind hier, um miteinander als Gemeinschaft eine Energie zu erzeugen.“
Diese Energie zeigte sich in aufwendig dekorierten Messeständen, die alle entsprechend des nachhaltigen Konzepts aus wiederverwertbaren Pappwänden bestanden. Die Ausstellenden zauberten daraus grüne Wohlfühlinseln mit allerlei Produkten und Probierhäppchen. Rund 14.000 Besucher*innen schlenderten binnen 48 Stunden vorbei. Sie genossen das Flair, die Gespräche und viele Infos zu nachhaltigem Leben.
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Die Messe zeigte deutlich: Die GLS Bank ist mehr als ein Finanzinstitut. Sie ist eine Genossenschaft, bei der jedes Mitglied eine Stimme hat. Es ist eine Gemeinschaft, die Geld dafür nutzt, nachhaltig zu wirtschaften. Gemeinsam verfolgen Mitarbeitende, Unternehmen und Kund*innen das Ziel, die Welt auch in Zukunft lebenswert zu erhalten. Deswegen stand das Jubiläum unter dem Motto „50 Jahre Zukunft.“ Welche Zukunft kann das sein? Die Antworten waren vielfältig.
In einem Workshop zum Beispiel erklärte der designierte Vorstand Michael Ahlers den Hebel, den GLS Bank Anteile haben. „Wir vergeben unsere Kredite auf Basis der GLS Bank Anteile unserer Kund*innen. So hat die GLS Gemeinschaft erst die Möglichkeit, Ideen wie Wohngemeinschaften oder Windkraftwerke aus Bürgerhand zu finanzieren.“
Klima und Demokratie – zwei bewegende Panels
Bei dem Panel „Klima-Resignation?“ ging es darum, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten. Für Prof. Dr. Maren Urner, Mitgründerin des Magazins Perspective Daily, ist Aufmerksamkeit eine Ressource, die wir bewusst nutzen müssen. „Machen wir Schluss mit dem täglichen Weltuntergang und übernehmen über uns selbst die Leitung“, forderte sie. Clara Schweizer vom Verein Klima-Taskforce hat genau das umgesetzt. Sie erfährt in ihrer Heimatstadt Nürtingen, wie engagiert Klimaschutz auf kommunaler Ebene laufen kann, etwa durch gemeinschaftsgetragenes Dämmen von Häusern.
Klimaaktivistin Luisa Neubauer verwies darauf, dass alle gemeinsam das Tempo halten müssen, um auf politischer Ebene genug Druck zu erzeugen. „Es lohnt sich, im Klimaaktivistischen konzentriert zu bleiben“, sagte Neubauer. Sie riet zu weniger Getöse über einzelne Klimaaktionen. „Stattdessen kann sich jede*r fragen: Und was mache ich?“
Wir stärken die Demokratie, indem wir Beziehungen verbessern
Im Panel „Demokratie-Müdigkeit?“ machte Politologin Kristina Lunz deutlich, wie notwendig Zukunftsbilder, sie nannte sie Peacebilder, für Demokratie-Wachheit sind. „Mit Utopien kreieren wir eine Vorstellung davon, wofür wir arbeiten und leben wollen. Mein Idealismus führt nicht dazu, dass ich weniger realistisch bin“, sagte Lunz.
Correctiv Co-Chefin Anette Dowideit plädierte dafür, dass Medien in dieser kritischen Demokratie-Phase mehr Haltung zeigen. Sie müssten eine starke Stimme bilden. Claudine Nierth vom Verein Mehr Demokratie stellte fest, dass viele Menschen politikmüde seien. „Sie haben aber eine unglaubliche Sehnsucht nach Zukunft, Teilhabe und Gemeinschaft. Wir sollten dahingehen, wo die Verständigung verstummt ist. Wir sollten zuhören und verstehen, warum jemand seine Meinung hat. Wir können menschlich zusammenrücken, obwohl wir inhaltlich anderer Meinung sind.“ Der Soziologe Dr. Robert Jende bestätigte: „Wir reparieren die Demokratie, indem wir zwischenmenschliche Beziehungen reparieren.“
Liebe ohne Ende: Die Band 2raumwohnung begeistert
Auch die Konzerte zum Abschluss jedes Festivaltags trugen zur guten Stimmung bei. 2raumwohnung füllte am Samstag den Vorplatz der Jahrhunderthalle, am Sonntag beendete die Künstlerin Soffie das Fest.
Das Elektro-Pop-Duo 2raumwohnung hatte eine zentrale Botschaft. Sängerin Inga Humpe sagte zu Beginn des fast zweistündigen Auftritts: „Wir wünschen uns ein Ende der Gewalt. Jeder Krieg ist sinnlos und es gibt keine Gewinner.“ Die jubelnde Menge stimmte zu und feierte tanzend den 50. Geburtstag der GLS Bank. Die letzte Zugabe ließ alle beseelt zurück: Liebe ohne Ende.
So ist die GLS Bank 1974 entstanden
Der Grundstein der GLS Bank war schon auf Gemeinschaft ausgerichtet. Ein paar Eltern wollten eine alternative Schule gründen und organisierten mit Unterstützung der späteren Bankgründer*innen einen Bürgschaftskredit. Auch das Schenken von Geld spielte eine zentrale Rolle und führte zunächst zur Gründung der GLS Treuhand, einer stiftungsähnlichen Organisation. Am Ende entwickelte sich die Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken (GLS), die am 11. März 1974 gegründet wurde. Zu den Gründer*innen zählten Wilhelm Ernst Barkhoff, Dr. Gisela Reuther, Albert Fink und Rolf Kerler. Die Bilanzsumme betrug damals 526.155,21 D-Mark. Die Bank hatte neun Mitarbeitende und 101 Mitglieder.
2024 zählt die sozial-ökologische Bank zu den 100 größten Banken Deutschlands. Die GLS Bank hat insgesamt 366.000 Kund*innen, 130.000 Mitglieder und 939 Mitarbeitende.